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Schulden

Da sucht man Erholung von den politischen Wirren der Gegenwart und den Diskussionen über den Sinn einer Schuldenbremse, flüchtet sich in die Welt der Literatur und worauf stößt man, kaum dass man an der eingemerkten Seite weiterliest: auf Schulden.

 

Wir befinden uns in St. Petersburg in der Mitte des 19. Jahrhunderts und der fragwürdige Titelheld Ilja Iljitsch Oblomow erkennt seine desolate wirtschaftliche Situation und die heruntergekommene Substanz seines Gutsbesitzes. Da böte sich die Aufnahme von Darlehen an.

 

Aber nein, das verbietet der Stolz auf den reinen, unbefleckten Namen der Familie. Und dann ist da die Sorge, zum Sklaven des Kreditgebers zu werden. "Eine Schuld, das ist ein Dämon, ein Teufel, der sich mit nichts austreiben lässt außer mit Geld."

 

Man ahnt, dass die Geschichte im Roman nicht gut ausgeht und hofft, dass das fröhliche Schuldenmachen im 21. Jahrhundert als kluge und nachhaltig wirksame Lösung aller Probleme in die Geschichte eingeht.


Sondervermögen = Schulden?

Was hat es nun mit der kreativen Wortschöpfung "Sondervermögen" auf sich? Da gibt es im politischen Raum die spitzfindige Debatte, die geplanten "Sondervermögen" seien im Grunde nichts anderes als "Schulden". So einfach ist das aber auch nicht.

Der Buchhalterlehrling im ersten Lehrjahr kann es leicht erklären: Es ist beides gleichzeitig. Er weiß, wie eine Bilanz aussieht. Auf der linken, der Aktivseite stehen die Vermögen, auf der rechten, der Passivseite die Schulden. Wenn man also 1 Billion Euro (1.000.000.000.000) an Krediten aufnimmt bzw. Staatsanleihen ausgibt, dann vergrößern sich die Passiva um diesen Betrag. Auf der Aktivseite steht gleichzeitig bei Abruf der Mittel der gleiche Betrag zur Verfügung. Erst einmal als monetäres Umlaufvermögen zur weiteren Verwendung. Da ist noch kein Schaden entstanden, eine einfache Bilanzverlängerung.

Spannend wird es erst, wenn es darum geht, was man mit dem wunderbar erweiterten Finanzspielraum anfangen soll: Investieren – reparieren – konsumieren – Subventionen und Wohltaten verteilen – den bürokratischen Apparat ausbauen... Der besagte Lehrling weiß da auch nicht weiter. Er hätte gerne das Umlaufvermögen per Aktivtausch in nachhaltiges und produktives Anlagevermögen umgewandelt. Mal schauen, wie viel von der ganzen Summe dort ankommt. Die Schulden sind davon völlig unberührt.

 

Der Dämon muss auf jeden Fall mit Geld ausgetrieben werden. Irgendwann und von irgendwem.


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