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Was kostet die 4-Tage-Woche?

Heute las ich in der Deutschen Handwerkszeitung den Bericht über die Umsetzung der Vier-Tage-Woche in einem mittelständischen Handwerksbetrieb mit 40 Beschäftigten. Meine Überlegung: Wie lässt sich das in einer Szenarioplanung und in der Kostenrechnung abbilden?

 

Die Einführung eines solchen New-Work-Arbeitszeitmodells setzt intensive Aufklärungsarbeit und arbeitsrechtliche Abstimmungen voraus. Ziel ist dabei, Mitarbeiter zu halten, neue Bewerber anzusprechen, die veränderten Anforderungen an einen Arbeitsplatz zu beachten und zugleich die Kostenbelastung im Auge zu behalten.

Meine Excel-basierten Programme zur Plankostenrechnung bieten sich seit jeher für das Durchspielen verschiedener Szenarien an. Warum nicht auch die Möglichkeit einer Vier-Tage-Woche mit einem arbeitsfreien Freitag einbauen? Kurzerhand habe ich also in der Erfassung der Arbeitszeiten und Personalzusatzkosten von OTB-P diese Variante einprogrammiert. Ging ganz schnell und zeigte wieder einmal die Flexibilität und Stärke von Excel-Lösungen.

Und was musste dazu in der Software geändert werden?

  1. Abfrage, ob die Wochenarbeitszeit auf 5 oder 4 Tage verteilt werden soll
  2. Klärung, ob gegebenenfalls der Freitag der zusätzliche freie Tag sein soll
  3. Berücksichtigung der landesüblichen Feiertagsregelung, damit der auf den Freitag fallende gesetzliche Feiertag nicht zusätzlich als Ausfalltag gezählt wird

Das war's dann schon und so sieht die neue Tabelle zur Erfassung der Arbeitszeiten aus. Rot umrandet die Stellschrauben für die Neuregelung der Arbeitszeit.

 

 

Und wie lautet nun die Antwort auf die Frage "Was kostet die 4-Tage-Woche?"


Die muss erst einmal offen bleiben. Je nach den betrieblichen Vereinbarungen lässt sich die Neuregelung mehr oder weniger kostenneutral umsetzen - was die Folgekosten angeht. Der zeitliche Arbeitsausfall durch den freien Tag muss zumindest teilweise kompensiert werden durch einen Verzicht auf Urlaubstage. Die Zahl der Urlaubswochen bleibt dabei unverändert. Denkbar ist aber auch, dass den Beschäftigten Tage oder Wochenarbeitsstunden "geschenkt" werden. All das ist in seinen Auswirkungen auf die Lohnkosten mit dem Rechenmodell einfach zu simulieren.

 

Der Prozess der Einführung erfordert natürlich einigen Aufwand, vor allem an interner Kommmunikation und externer Beratung. Das muss als Investition in die Zukunft des Unternehmens betrachtet werden.

 

Und worin liegt nun der erwartete Nutzen der 4-Tage-Woche? Dazu einige Aussagen aus einem Maschinenbauunternehmen, das diesen Prozess schon hinter sich hat.

 

Vorteile für die Belegschaft

  • "Weniger Pendeln – an mindestens einem Tag pro Woche fallen Verkehr, Benzin und Fahrtzeit weg."
  • "Weniger Alltagsstress und Fehlzeiten – Arzt- und Amtstermine werden jetzt vorwiegend an den freien Tagen genommen."
  • "Mehr Work-Life-Balance: „Den Leuten merkt man es an – sie sind viel entspannter!“ .... Wenn man Haus und Familie hat, ist man froh um jede Extrastunde, die man hat. Und an einem verlängerten Wochenende kann man wirklich runterkommen.“

Vorteile für das Unternehmen

  • Energieeinsparung bei Klimatisierung der Räume.
  • Anstieg der Bewerberzahlen. Auch für Auszubildende und Führungskräfte sei die 4-Tage-Woche sehr attraktiv. Der Einzugsbereich sei gewachsen.
  • Der Krankenstand habe sich halbiert.

Und  was kommt als Nächstes?

 

Bei einer kostenneutralen Umschichtung der Arbeitszeiten wird es sicher nicht bleiben. Als Nächstes dürften die Reduzierung der Wochenarbeitszeit und die volle Bezahlung der Wegezeiten Thema der Tarifverhandlungen werden. Und überdies muss ein Anstieg der Beiträge zu den Sozialversicherungen erwartet werden. Inwieweit der Markt gestiegene Verrechnungslöhne mitträgt, ist die große Zukunftsfrage. Ein solides Controlling und das Denken in Szenarien dürfte immer wichtiger werden für das Überleben der mittelständischen Unternehmen.

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