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Wo bleibt unser Markenzeichen?

Ich gehe aus dem Haus und in welcher Richtung ich auch gehe, nach 100 m Fußweg bin ich mindestens einmal über dieses Markenzeichen hinweggegangen. Alter Herstellerstolz über ein schlichtes Produkt wie eine Gehwegplatte aus Beton. Wo bleibt unser Stolz über unsere Gewerke und warum hinterlassen wir eigentlich keine Marke?

Die durilit Messingplakette ist etwa 60 Jahre alt, die fünfstellige Telefonnummer geht heute ins Off und die ehemaligen Klöcknerwerke sind inzwischen weltweit im Stahlhandel unterwegs. Aber ihr früherer Stolz über ein gutes, langlebiges Produkt aus dem Karbonquarzit vom Osnabrücker Piesberg ist noch immer zu besichtigen.

Heute ist jedes fortschrittliche Unternehmen um ein unverwechselbares "Branding" bemüht. Die Markenbildung beginnt bei Markennamen, beim Logo und beim Farbdesign, das sind die optischen Signale nach außen. Mit Employer Branding will man zusätzlich signalisieren, dass man nicht nur gute Produkte für den Kunden herstellt, sondern auch intern ein guter Arbeitgeber ist.

 

Das Brandzeichen, das man einst im Wilden Westen den Rinderherden verpasst hat, findet heute seine Nachfolger im Mercedesstern auf der Motorhaube, im Hilfiger-Schriftzug quer über dem Pullover und im Louis-Vuitton-Logo auf der Handtasche. Der Käufer trägt die Werbebotschaft kostenlos in alle Welt.

Man kann natürlich einwenden, dass wir – Planer wie ausführender Betrieb – ein vergängliches Problemprodukt, einen Garten, eine Parkanlage, einen Spielplatz herstellen, auf dessen weiteres Erscheinungsbild wir keinen Einfluss haben. Es gibt aber auch vergängliche, und sogar schnell verderbliche Produkte, bei denen wider Erwarten Markenbildung seit Jahrzehnten funktioniert. Auch wenn man den Pfad bis zum Endkonsumenten nicht im Griff haben kann.

Ein kleines Lebenszeichen sollten wir also durchaus hinterlassen, wenn
wir mit Liebe geplant und mit Fachkenntnis gepflanzt und gebaut haben.
Es muss ja nicht so nüchtern aussehen wie bei den durilit-Platten oder bei meinem Zaunbauer, der natürlich ebenfalls seine blecherne Duftmarke hinterlassen hat. Es kann auch ein kleines Geschenk nach erfolgreichem Abschluß der Baumaßnahme sein. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.

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